TSV Gaildorf: Leidenschaft fürs Ehrenamt
26. Jul 2021
Thomas Müller
Dass sich David Braxmaier nicht nur als Jugendtrainer, sondern auch im Musikverein und im evangelischen Jugendwerk engagiert, ist für ihn nichts Außergewöhnliches.
Eigentlich sei es nichts Außergewöhnliches, was er mache, sagt David Braxmaier. Das kann man so sehen. Trotzdem ist es schon etwas nicht Alltägliches, wenn ein 25 Jahre junger Mann nicht nur als Spieler seinem Hobby Fußball nachgeht. Er ist einer der Leistungsträger der ersten Mannschaft des TSV Gaildorf. Daneben leitet er schon seit acht Jahren das Training einer Jugendmannschaft. Und er engagiert sich im Musikverein, organisiert im Bezirksarbeitskreis des evangelischen Jugendwerkes ein Zeltlager. Und so ganz nebenbei schließt er auch noch sein Maschinenbaustudium mit dem Master ab. „Ich bin extra jeden Tag mit dem Zug nach Stuttgart gependelt, damit ich all meinen Hobbies nachgehen konnte“, sagt Braxmaier. Anerkennend sagt TSV-Vorsitzender Udo Pätzold: „Was David leistet, ist für ihn selbstverständlich, aber für uns im Verein ist das außergewöhnlich.“
Vielfalt und Toleranz als Basis
Besonders am Herzen lag David Braxmaier die Arbeit mit seinen jungen Fußballern. „Wir waren eine ziemlich bunte Truppe“, erzählt er. Dazu zählten auch einige geflüchtete Kinder aus Afghanistan und Syrien sowohl viele mit Migrationshintergrund. Dem Coach war’s egal. „Ich mache keinen Unterschied, wo ein Spieler herkommt“, erklärt er, „entscheidend ist, wie sich die Spieler verhalten.“ Ob sie sich zum Beispiel an die Regeln halten, die zuvor besprochen wurden. „Wichtig ist, dass sie zuhören“, so sein Credo.
Doch dem Übungsleiter ging es um mehr als nur darum, bei seinen Spielern die körperliche Fitness und taktischen Grundlagen zu verbessern. Er konfrontierte sie auch mit gesellschaftlichen Fragen. So überreichte er eines Tages seinem Kapitän eine Regenbogen-Binde. „Am Anfang haben die Jungs nicht verstanden, welche Symbolik dahinter steht“, berichtet Braxmaier, „dann habe ich ihnen erklärt, dass dies das Zeichen für Toleranz und Vielfalt in allen Bereichen steht.“ Damit setzte er eine Diskussion innerhalb der Mannschaft in Gang.
Natürlich gab’s in der multi-kulti Mannschaft immer wieder sprachliche Barrieren. Doch Trainer Braxmaier hat dies im Training durch längere, ausführliche Erklärungen und mehr Demonstrationen gemeistert. Dadurch sei auch keiner der Schützlinge ausgegrenzt oder abgehängt worden. Dadurch sei auch das Gefüge im Team sehr harmonisch gewesen. „Und wenn es dann doch mal ein Problem gab, dann haben wir das sofort thematisiert“, sagt Braxmaier. Aufgrund dieser integrierenden Art bezeichnet Vorstand Pätzold seinen Jugendtrainer als vorbildlichen Charakter.
Wie wichtig diese Moderation war, erläutert David Braxmaier an zwei Beispielen. Auch wenn er damit alte Vorurteile bemühte, besetzte er seine Abwehr mit deutschen Mitspielern. „Die Kreativen habe ich im Spielaufbau eingesetzt“, sagt der Trainer. Und lacht kurz. Einer verfügte über besonders viel Talent. Braxmaier charakterisiert ihn als typischen Straßenfußballer: „Er war gut am Ball, er war gerne am Ball.“ Als sich leichter Unmut in der Mannschaft regte, rief er alle Spieler zusammen und hat die Situation mit ihnen besprochen. Am Ende der Aussprache hatten alle begriffen, dass ein starker Spieler dem Team gut tut. Diese Mannschaft aber trotzdem unabdingbar nötig ist, damit das Talent überhaupt spielen kann.
Diese Erkenntnis ist zwar nicht außergewöhnlich neu, aber man muss sie allen Involvierten vermitteln. Insofern hat David Braxmaier doch Außergewöhnliches geleistet.
Klaus-Eckhard Jost